Archiv der Kategorie: Wirtschaftspolitik

Pippilotta-Lohn

Getreu Pippi Langstrumpfs Motto „Ich mache mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.“ bastelten sich die Macher der gewerkschaftseignen Webseite mindestlohn.de kürzlich aus einer Veröffentlichung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle ihr eigenes Ergebnis und suggerieren ihren Lesern  dabei die Wirtschaftsforscher selbst wären zu dem gewünschten Ergebnis gekommen:

Eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle befasst sich mit dem Thema „Zeitarbeit in Deutschland und Europa“. In den Jahren 1998 bis 2007 sei die Branche um 200 Prozent gewachsen. Die Autoren führen dieses rasante Wachstum vor allem auf die Flexibilität der Leiharbeit zurück, die einen großen Vorteil für die Unternehmen darstellt. Zwar seien noch immer vorwiegend Männer in dieser Beschäftigungsform angestellt, doch im genannten Zeitraum ist der Anteil der Frauen um 300 Prozent gestiegen. Grund hierfür sei die Zunahme der Leiharbeit im Dienstleistungssektor, der oftmals von Frauen dominiert wird.

Die Autoren prognostizieren im Dienstleistungssektor eine weitere Zunahme der Leiharbeit, was auch für einen Anstieg der Frauenquote spricht. Auffällig sei zudem, dass im Vergleich zur restlichen Wirtschaft ein weit größerer Teil der Leiharbeitnehmer ihren Lohn mit zusätzlichen Sozialleistungen aufstocken müssen. Ein weiterer Anstieg der Leiharbeit macht einen Mindestlohn daher dringend notwendig. Nicht nur der häufige Arbeitsplatzwechsel, sondern auch die niedrige Entlohnung belastet die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Tatsächlich sind die Autoren des Beitrags in der Zeitschrift „Wirtschaft im Wandel“ von dieser These nicht sehr überzeugt:

Die zukünftige Entwicklung der Zeitarbeit ist nur in einigen Punkten relativ sicher, da sie von vielen Unbekannten abhängt. Naheliegend ist, dass die Branche langsamer wachsen wird, sollte der normale Arbeitsmarkt mehr Flexibilität aufweisen. Wird sich an den Regelungen auf dem klassischen Arbeitsmarkt jedoch nichts ändern, so kann von einer weiteren Ausdehnung der Zeitarbeitsbranche ausgegangen werden. Anpassungen an den normalen Arbeitsmarkt, wie z. B. durch Mindestlöhne, würden die Arbeitsbedingungen der Zeitarbeiter verbessern, jedoch auch ihre Chance, ein Arbeitsverhältnis aufnehmen zu können, reduzieren.

Aus gegebenem Anlass

Die Finanzkrise hat die globale Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen und wirft einen dunklen Schatten auf das Wirtschaftsjahr 2009. Grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge stehen erneut zur Disposition; vorbei sind aber auch die Zeiten des Vertrauens auf die Konjunkturförderung expansiver Geldpolitik und fiskalischer Stimulierung der Volkswirtschaft durch wirtschaftliche Aktivitäten des Staates. Einmal mehr wird klar, dass vor der Therapie die Diagnose der finanzwirtschaftlichen Misere steht.

Susanne Maria Schmidt und Olaf Steglich, beide Finanzexperten mit beruflichem Hintergrund in privaten Kreditinstituten, wagen sich in der Broschüre „Aus gegebenem Anlass oder warum Ordnungspolitik das einzige Heilmittel für die Fianzmärkte ist“ an diese Diagnose. Für sie liegt der Beginn der Krise in einer Wirtschaftswunderwelt, in der eine expansive Geldpolitik, eine nahezu manisch, auf Wohneigentum fixierte Sparförderung der amerikanischen Regierung und ein eklatantes Versagen der Finanzaufsichtsbehörden, den Nährboden für das von vielen als Gier beschriebene extrem risikofreudige Handeln von Finanzinvestoren legte. Statt sich auf fundamentale Wirkungs- und Bewertungszusammenhänge von Vermögenswerten zu besinnen, wiegten sich die Marktakteure angesichts extrem günstiger Kredite und vermeintlich sicherer Anlageprodukte in einer trügerischen Sicherheit.

Die Autoren legen dar, dass dieser Misere nicht mit einer Verschärfung der Regulierungssysteme beizukommen ist, die bereits in der Vergangenheit versagten. Vielmehr geht es darum die Identifikation und Steuerung von Risiken im Wirtschaftssystem durch klare Prinzipien der Risikobewertung zu unterstützen und Regulierungen zu vermeiden, die eine Sozialisierung der Finanzmarktrisiken befördern. Statt mit für die gegenwärtige Situation völlig untauglichen Rezepten verstaubter keynesianischer Wirtschaftskochbücher kurzsichtige Konjunkturpolitik zu betreiben, sollte der Staat sich auf seine ordnungspolitische Rolle als Garant marktwirtschaftlicher Grundprinzipien konzentrieren. Eine Abkehr von förderpolitisch motivierter Bankenregulierung, eine auf Preisniveaustabilität fokussierte Geldpolitik und eine kritische Überprüfung des Systems der Universalbanken in Deutschland werden der aktuellen Problemlage eher gerecht.

Sie können sie hier auf der Webseite der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit als PDF herunterladen oder kostenlos in der gedruckten Version bestellen.

Libertärer Stimulus

Jeffrey A. Mirons (Harvard University) erste Regel: Richte keinen Schaden an! Dem folgen weitere Empfehlungen:

  • Weg mit den Steuern auf Kapitalerträge! Unternehmen können nicht besteuert werden, es trifft immer Menschen. Mehr Transparenz, weniger Kosten der Steueradministration und keine Verzerrungen durch Privilegien für einzelne Unternehmen.
  • Einkommenssteuersätze runter, Umweltsteuern rauf! Arbeit entlasten, Umweltverschmutzung belasten Weg mit den teuren und nutzlose Ökosubventionen.
  • Verschwenderische Staatsausgaben wie sektorale Subventionen abschaffen! Das vermeidet Wettbewerbsverzerrungen, Ressourcenverschwendung und eine weitere Staatsverschuldung.
  • Raus aus Irak und Afghanistan! Da Obama dem Irak den Rücken kehren will, gibt es auch keinen Grund in Afghanistan zu bleiben.
  • Die Macht der Gewerkschaften nicht unterstützen! Nicht marktgerechte Löhne verhindern die Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes an die Veränderungen der Wirtschaftsstruktur und verstärken die Krise.
  • Das Bekenntnis zum Freihandel stärken, statt einen Rückfall in den Merkantilismus zu riskieren! Das letzte was die globale Wirtschaft jetzt braucht ist eine Neuauflage längst vergessener Handelsschranken.
  • Schluss mit den Rettungsaktionen für Firmen die mit den Risiken des Marktes zu sorglos umgegangen sind! Kein Manager lernt aus seinen Fehlern, wenn man ihm die finanzielle Verantwortung dafür abnimmt.

Weniger ist mehr, so sieht libertäres Krisenmanagement aus. Konzentration auf Maßnahmen deren Wirksamkeit belegt ist statt teure Experimente, deren Nutzen bestenfalls für diejenigen erwiesen ist, die am lautesten danach schreien.

Einspruch!

Sind wir alle Keynesianer, wie es uns die Lektüre der Wirtschaftspresse suggeriert? Wird die proaktive Konjunkturpolitik von allen Ökonomen geteilt? Mitnichten, wie ein offener Brief von Ökonomen an den amerikanischen Präsidenten zeigt.

Ein schwarzer Tag für die Patienten

Der EuGH hält das deutsche Apothekengesetz für zulässig und hat damit dem Wettbewerb im Einzelhandel für Pharmazeutika einen Riegel vorgeschoben. Auch in Zukunft wird es wohl in Deutschland keine Apothekenketten geben, die mit günstigen Preisen und gutem Kundenservice in Konkurrenz zu den klassischen Apotheken hätten treten können. Ein weiteres mal zeigt die EU, dass ihr die Interessen der Unternehmen wichtiger als die Souveränität der Konsumenten ist. Allein die Tatsache, dass man bereits heute völlig ohne Beratungsleistung Medikamente im Internet bestellen kann, widerlegt das Argument, Apothekenketten könnten die Sicherheit der Versorgung der Patienten gefährden. Das sich die SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt hier auf die Seite des verknöcherten Systems deutscher Apotheken stellt, belegt einmal mehr, dass das sozialdemokratische Bekenntnis für die Interessen der „kleinen Leute“ nicht das Papier wert ist, auf dem es geschrieben steht.

Schizonomics

Seit Jahr und Tag predigt die Bundesregierung den Unternehmen Ressourcen zu sparen. Normalerweise rennt sie bei Unternehmen damit offene Türen ein, werden doch durch einen effizienten Einsatz von Produktionsfaktoren mitunter beachtliche Kosten eingespart, was sich positiv auf die Rentabilität der Wirtschaft auswirkt. Rohstoff und Energie können für die Bundesregierung gar nicht genug eingespart werden, ist sie doch der Ansicht, dass bringe die Unternehmen und die Gesellschaft in eine Win-Win-Situation. Doch geht es um den Faktor Arbeit, der ebenso Kosten verursacht und nebenbei auch recht viel Energie verfuttert, da sieht die Sache plötzlich ganz anders aus. So mussten sich deutsche Unternehmen diesbezüglich fürs kommende Jahr zur Verschwendung verpflichten, einigte man sich doch auf einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. Ganz abgesehen davon, dass so eine Verpflichtung pure Augenwischerei ist, weil die wirtschaftlichen Konsequenzen mangelnder unternehmerischer Flexibilität im Umgang mit ihren Produktionsfaktoren mit Sicherheit auf eher indirektem Wege eintreten werden, macht die schizophrene Logik, dass Sparsamkeit nur für einen Teil der Produktionsfaktoren gut sein soll, wirklich keinen Sinn.

Kein Popel rettet Opel

Reihenweise fordern Automobilproduzenten dieser Tage die Hilfe des staates aus ihrer selbstverschuldeten Misere. So buhlen Opel und sein amerikanischer Mutterkonzern GM bei ihren jeweiligen Regierungen um öffentliche Unterstützung und in den Amtsstuben wird eifrig über das Wann und Wie der Hilfe diskutiert. Doch wo nehmen die Poltiker eigentlich die moralische und demokratische Legitimierung für derartige „Heldentaten“ her, haben doch die Bürger, als Finanziers dieser Aktionen, schon lange entschieden, dass Opel und GM eigentlich nicht zu retten ist? Zwar ist es nicht ganz zutreffend, dass gerade Opel in Deutschland, wie viele vor allem grüne Politiker behaupten, am Bedarf einer ökologischen Zukunft besonders vorbeiproduziert hat, doch war angesichts der zweistelligen Absatzeinbrüche im vergangenen Jahr schon einige Zeit klar, dass die Verbraucher mit den Produkten des Automobilbauers nichts so richtig anzufangen wussten. Anders gesagt, hatten die Bürger dieses Landes Zeit genug Opel und seine Arbeitsplätze zu retten, doch sie ließen es bleiben, weil die Produkte nicht ihren Vorstellungen entsprachen. Derweil zogen sie es vor,  ihr Geld lieber für andere Dinge auszugeben, deren Herstellung nicht minder viele Arbeitsplätze schuf als jetzt zur Disposition stehen. Das sollten sich die eifrigen Krisenmanager der Bundesregierung mal durch den Kopf gehen lassen.

Markt & Moral

Tyler Cowen über Markt, Moral, Gier und Globalisierung:

Die Rechnung folgt auf dem Fuße

Bundesaußenminister Steinmeier und der britische Premierminister Gordon fordern ein europäisches Konjunkturpaket, wobei Letzterer durchblicken lässt, womit er das Ganze bewerkstelligen will: Steuersenkungen und mehr öffentliche Ausgaben. Mit anderen Worten, europäische Politiker reden einer erneuten Staatsverschuldung das Wort.

Fragt sich nur, was das für die Konjunktur bringen soll. Steuersenkungen, das beschreibt Tim Harford sehr treffend, dürften langfristig denkende Bürger schon jetzt zum sparen bewegen, um sich und ihren Enkeln die spätere Schuldentilgung zu erleichtern. Wer es nicht glaubt, schaue in die USA, wo die Steuererleichterungen des Jahres 2001 von den amerikanischen Bürgern vor allem zum Begleichen alter Schulden verwendet wurden. Zum Schulden machen jedoch, braucht kein Mensch den Staat, sondern nur den Weg zur nächsten Bank auf sich zu nehmen, um dort einen Kredit zur Befriedigung aktueller Konsumwünsche aufzunehmen. Egal wie man es nimmt, gespart werden muss, um das ganze irgendwann wieder zurückzuzahlen.

Doch was ist mit den öffentlichen Ausgaben? Kurbeln diese etwa die Konjunktur an? Selbst wenn man so optimistisch wäre, dass der Staat bei der Auswahl der öffentlichen Ausgabenprojekte wohlüberlegt vorginge, muss man doch festhalten, dass hier nichts anderes geschieht, als Ressourcen aus alternativen privaten Projekten zu entziehen. Man kann nun mal weder Stahl noch Zement oder auch nur einen Handschlag nicht gleichzeitig für zwei Aktivitäten in Anspruch nehmen. Man kann nur hoffen, dass die gewählte Verwendung die Sinnvollste in der jeweiligen Situation ist. Spätestens hier ist Skepsis angezeigt, denn welchen Anreiz haben Politiker ihre Ausgabenprogramme an den langfristigen Wünschen aller Bürger auszurichten. Schließlich geht es ihnen ums politische Überleben für ein zwei Legislaturprerioden und nicht ums Seelenheil ihrer Schutzbefohlenen. Und dann ist da ja noch die Kleinigkeit, dass es kaum möglich ist, all die Informationen zu bündeln, um eine den Wählerpräferenzen adäquate Entscheidung zu treffen.

Eines garantieren solche vollmundigen Versprechungen auf jeden Fall. Mehr Staatsausgaben bedeuten mehr Staatskompetenzen, noch mehr staatliche Eingriffe in das Privatleben der Bürger, noch mehr Menschen deren Einkommen vom Staat abhängig ist, was sie zu willigem Stimmvieh macht, noch mehr bürokratische Verschwendung und noch mehr Intransparenz in öffentlich-privaten Investitionsprojekten, deren Gewinne privatisiert werden und deren Kosten wir oder unsere Kinder tragen. Mit anderen Worten, Europas Politiker planen weniger ein Konjunkturprogramm als vielmehr wieder eine handfeste Umverteilungsorgie.

Unternehmerische Freiheit und Sozialstaat

Erich Weede, Professor emeritus für Soziologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des IUF, beschäftigt sich in einer neuen IUF-Veröffentlichung mit dem Thema unternehmerische Freiheit und Sozialstaat im Deutschland zu Beginn des neuen Jahrtausends:

Die Bedeutung des freien Unternehmers für den Wohlstand einer jeden Gesellschaft und der Nutzen einer marktwirtschaftlich verfaßten Wirtschaftsordnung sind weithin in Vergessenheit geraten. An die Stelle des Allgemeinwohls setzen Politiker und Lobbyisten die Befriedigung von Partikularinteressen.

In seiner Streitschrift analysiert Prof. Dr. Erich Weede die überragende Bedeutung des Unternehmers als risikofreudiger Innovator und verteidigt die Leistungen der Marktwirtschaft. Zum anderen zeigt er, wie Deutschland mit Hilfe seiner Unternehmer, mutiger Politiker und viel Kreativität aus seiner von Staatsgläubigen aller Couleur verursachten Dauerkrise herauskommt. Ein zweites Wirtschaftswunder ist möglich!

Die Broschüre Unternehmerische Freiheit und Sozialstaat ist für Euro 6,90 über den Buchhandel, Amazon oder versandkostenfrei direkt beim TvR Verlag erhältlich.