Archiv der Kategorie: Globalisierung

Wenn Uroma das noch erleben könnte…

Man nehme einen alten Versandhauskatalog von 1950, den durchschnittlichen Stundenlohn eines Industriearbeiters aus dieser Zeit und berechne daraus die nötige Arbeitszeit, um sich einige wichtige Güter daraus leisten zu können. Das ganze vergleiche man mit der heutigen Situation. Das Ergebnis: Der heutige Arbeiter muss für die meisten Konsumgüter nur noch einen Bruchteil der damaligen Zeit arbeiten und bekommt dafür in aller Regel noch eine bessere Qualität geliefert.

Libertärer Stimulus

Jeffrey A. Mirons (Harvard University) erste Regel: Richte keinen Schaden an! Dem folgen weitere Empfehlungen:

  • Weg mit den Steuern auf Kapitalerträge! Unternehmen können nicht besteuert werden, es trifft immer Menschen. Mehr Transparenz, weniger Kosten der Steueradministration und keine Verzerrungen durch Privilegien für einzelne Unternehmen.
  • Einkommenssteuersätze runter, Umweltsteuern rauf! Arbeit entlasten, Umweltverschmutzung belasten Weg mit den teuren und nutzlose Ökosubventionen.
  • Verschwenderische Staatsausgaben wie sektorale Subventionen abschaffen! Das vermeidet Wettbewerbsverzerrungen, Ressourcenverschwendung und eine weitere Staatsverschuldung.
  • Raus aus Irak und Afghanistan! Da Obama dem Irak den Rücken kehren will, gibt es auch keinen Grund in Afghanistan zu bleiben.
  • Die Macht der Gewerkschaften nicht unterstützen! Nicht marktgerechte Löhne verhindern die Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes an die Veränderungen der Wirtschaftsstruktur und verstärken die Krise.
  • Das Bekenntnis zum Freihandel stärken, statt einen Rückfall in den Merkantilismus zu riskieren! Das letzte was die globale Wirtschaft jetzt braucht ist eine Neuauflage längst vergessener Handelsschranken.
  • Schluss mit den Rettungsaktionen für Firmen die mit den Risiken des Marktes zu sorglos umgegangen sind! Kein Manager lernt aus seinen Fehlern, wenn man ihm die finanzielle Verantwortung dafür abnimmt.

Weniger ist mehr, so sieht libertäres Krisenmanagement aus. Konzentration auf Maßnahmen deren Wirksamkeit belegt ist statt teure Experimente, deren Nutzen bestenfalls für diejenigen erwiesen ist, die am lautesten danach schreien.

Neues Klima, neue Krankheiten…und alte Hüte

Immer wieder wird die Ausbreitung tropischer Krankheiten in den gemäßigten Zonen der Erde auf den Klimawandel zurückgeführt.  Erst in den letzten Tagen gingen wieder Nachrichten über die Rückkehr des Chikungunyana-Fiebers in Norditalien durch die Presse:

Im Sommer 2007 erkrankten den Angaben zufolge in Norditalien rund 200 Menschen am Chikungunya-Fieber, einer Krankheit, die zuvor nur bei Reisenden aus den Tropen nachgewiesen wurde. „Auch das West-Nil-Fieber hat mit Hilfe von Zugvögeln aus Afrika seinen Weg zu uns nach Europa gefunden“, erklärte der Göttinger Mikrobiologe Uwe Groß. Es sei nur „eine Frage der Zeit, bis in Deutschland die ersten Fälle dieser Erkrankung nachgewiesen werden“. Der Überträger des Chikungunya-Fiebers und auch des Dengue-Fiebers sei die Tigermücke. Eier dieser Mücke sind im Jahr 2007 auch erstmals in Deutschland nachgewiesen worden. 

Doch was ist Wahrheit und was ist Fiktion hinter diesen Geschichten. Der Spezialist für tropenkrankheiten Paul Reiter hatte erst kürzlich in der vom IUF mit herausgegebenen Veröffentlichung „Civil Socienty Report on Climate Change“ zur Rückkehr tropischer Krankheiten nach Europa stellung genommen. Auch der in der Pressemitteilung angesprochene Fall wurde hierbei diskutiert:

As already mentioned, modern transportation has enabled Ae. albopictus [Anm. d. A.: die besagte Tigermücke] to extend its range worldwide. It is already established in Belgium and Holland, and there is no reason to suppose it will not move northwards in Europe, perhaps into Scandinavia. Nor is there reason to believe that outbreaks of chikungunya could not occur at these latitudes, for the conditions suitable for transmission are the same as those for malaria.

Indeed, a small outbreak occurred in the autumn of 2007 in northern Italy, in the delta region of the river Po. The area was once notoriously malarious, but the disease disappeared when the marshes were drained at the beginning of the 20th Century. The outbreak, which began in two small villages, was traced to a traveler from India. The Ae. albopictus infestation had been traced to used tyres imported from Atlanta, Georgia, and the infestation in the United States traced to shipments of used tyres from Japan.

Thus, human activities had altered the local ecology and eliminated malaria. They also provided a new environment (human settlement) suitable for the establishment of an exotic species of mosquito that had been carried across the Pacific Ocean and subsequently the Atlantic Ocean by modern transportation. This was followed by an exotic virus that arrived in a passenger who was infected on yet another continent and was transported by a new and effective vector, the jet aircraft.

The significance of this series of events was lost in a declaration by the World Health Organization that “although it is not possible to say whether the outbreak was caused by climate change…conditions in Italy are now suitable for the Tiger mosquito” and in a short article by one of the most prolific climate change activists (Epstein 2007).

Mit modernen Transporttechnologien, Tourismus und Veränderungen der Ökosysteme lassen die Entwicklungsphänomene übertragbarer Krankheiten ausreichend erklären, ohne hierfür den Klimawandel bemühen zu müssen. Doch damit lässt sich die Agenda von der Unverzichtbarkeit drastischer Klimaschutzmaßnahmen nicht untermauern. Dann doch lieber die halbe Wahrheit unter die Leute bringen.

Markt & Moral

Tyler Cowen über Markt, Moral, Gier und Globalisierung:

Der Sozialismus aus dem Westen

Statt sich vom nahe gelegenen Singapur ein paar Tipps in Sachen effizientes und wirksames Gesundheitswesen zu holen, geht China westlichen Beratern auf den Leim und lässt sich ein Gesundheitssystem aufschwatzen, dass nicht nur einmal bewiesen hat, dass mäßige Qualität sehr teuer sein kann.

Von der politischen Ökonomie eines Skandals

Fassungslos liest man in der Tagespresse die Nachrichten von den Opfern des mit Melamin verseuchten Milchpulvers und die Meldungen von weiteren Verunreinigungen in Milchprodukten aus chinesischer Herstellung. Dabei haben die Verunreinigungen ein System, soll doch die illegale Beimischung der im Körper zu gefährlichen Nieren- und Blasensteinen kristallisierenden Substanz einen höheren Proteingehalt vortäuschen. Ohne die kriminelle Energie und Verantwortungslosigkeit der Urheber dieses Skandals schmälern zu wollen, lohnt doch ein Blick auf die gegenwärtige Marktsituation, um neben den unmittelbaren Tätern auch Hinweise auf weitere Faktoren zu finden, die diesem Handeln erst die kaum vorstellbare Rationalität geben. Drastische Preiserhöhungen für Lebensmittel tragen mit Sicherheit dazu bei, dass sich das Verbrechen in der Nahrungsmittelbranche mehr lohnt. Lassen sich doch auf diesem Wege die immer teurer werdenden proteinhaltigen Nahrungsmittelrohstoffe teilweise „substituieren“. Berücksichtigt man vor diesem Hintergrund, dass bis zu 75 % der Lebensmittelpreissteigerungen der subventionsgetriebenen Biospritproduktion zu Last gelegt werden, dann kommt man nicht umhin, neben den eigentlichen Schuldigen auch den Finger auf die Wunde der unbeabsichtigten Konsequenzen einer verfehlten Energie- und Umweltpolitik zu legen.

Deutschlands Exportschlager…

…diesmal: unausgebildete Arbeitskräfte. David Harnasch kommentiert als Meinungsmacher den jährlich mit zweistelligen Millionenbeträgen subventionierten Freiwilligendienst des BMZ. Wir finden, eindeutig ein Kandidat für den BMZ Medienpreis.

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Ist Fair-Trade fairer?

Steven Landsburg und Richard Posner zweifeln, dass man mit Fair-Trade-Labeln den besseren Kapitalismus erreicht.

Steven Landsburg:

In fact, the whole fair trade thing is an excellent illustration of creative capitalism gone insane. You can pay an inflated price for your coffee and put a farmer out of work, or you can buy ordinary coffee, contribute to CARE, and feed a starving child. Please oh please don’t trick people into thinking the former is a good deed.

Richard Posner:

Selling “fair trade coffee,” as Starbucks does to those customers willing to pay a premium for it, is not corporate philanthropy. It’s just supplying a product at the profit-maximizing price to a person who is an altruist. Business is happy to sell to altruists, just as it is happy to sell to selfish people. Selling “fair trade coffee” is no different, from the corporation’s standpoint, from selling leather clothes to sadomasochists.

Auf dem Blog Creative Capitalism dreht sich die Debatte über Sinn und Unsinn eines kreativen Kapitalismus und die Frage, ob eine an langfristiger Gewinnmaximierung ausgerichtete Unternehmenskultur durch eine stärker altruistisch orientierte Marktwirtschaft ersetzt werden sollte.

Warum Energiesparen auch teuer ist?

Weil einige europäische Unternehmer nach wie vor damit durchkommen, sich mit Hilfe der Europäischen Union eine Extrawurst in Sachen internationaler Wettbewerb braten zu lassen. So hat der größte europäische Hersteller von Energiesparlampen es über die Jahre geschafft, sich mittels eines EU-Strafzolls unliebsame Konkurrenz aus Fernost vom Hals zu schaffen. Erst jetzt, nachdem dieser volkswirtschaftliche Unsinn bei steigenden Energiepreisen auch dem letzten Politiker, Konkurrenten und Umweltaktivisten absurd erscheint, sind die Tage dieser Handelsbarriere gezählt.

Doch statt dieses Resultat als Triumph des freien Handels zu würdigen lauern bereits die Wehklagen über einzelwirtschaftliche Folgen zwischen den Zeilen der Berichterstattung. Schon wird geunkt, wie viele Arbeitsplätze diesmal der Globalisierung zum Opfer fallen. Kein Kommentator kam in den vergangenen Jahren auf die Idee sich über die Nachteile des Strafzolls für weniger betuchte asiatische Arbeiter und deren  vertane Chancen aufzuregen. Zumal die von  Arbeitern aus Fernost produzierten Energiesparlampen gegen andere in Europa produzierte Güter eingetauscht worden wären, die man will es kaum glauben, von europäischen Arbeitern produziert worden wären. Auch wurden wenige Worte darüber verloren, dass europäische Konsumenten mit billigeren Energiesparlampen nicht nur Strom, sondern auch einen Teil des überteuerten Verkaufspreises gespart hätten, der dann in Form anderer Konsum- oder Investitionsgüter auch in Europa Arbeitsplätze und Einkommen geschaffen hätte. Diejenigen, die möglicherweise in den kommenden Monaten aufgrund der Reaktion europäischer Lampenhersteller auf die neue Wettbewerbssituation ihren Job verlieren, hätten ohne den Strafzoll der EU schon lange einen neuen, besseren, weil produktiveren Arbeitsplatz gefunden. Zu schade nur, dass Politiker und oft auch Journalisten nicht nur mit Scheuklappen zur Welt kommen, sondern es sich auch immer noch leisten können mit ihnen durch die Welt zu stapfen.

Lesetipp: Frederic Bastiat: Die Petition der Kerzenmacher; Russell Roberts: The Choice: A Fable of Free Trade and Protectionism

Besser arbeiten dank „Sweatshops“

Viele chinesische Arbeiter ziehen es aufgrund der vergleichsweise guten Arbeitsbedingungen vor in sog. „Sweatshops“ zu arbeiten, wie dieses Beispiel eines Zulieferers der Firma adidas unterstreicht. Dass es sich hierbei nicht um eine rühmliche Ausnahme, sondern um einen allgemeinen Trend handelt, belegt Benjamin Powell in seinem Econlib-Kommentar „In Defense of ‚Sweatshops'“.