Archiv des Autors: Steffen Hentrich

Pippilotta-Lohn

Getreu Pippi Langstrumpfs Motto „Ich mache mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.“ bastelten sich die Macher der gewerkschaftseignen Webseite mindestlohn.de kürzlich aus einer Veröffentlichung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle ihr eigenes Ergebnis und suggerieren ihren Lesern  dabei die Wirtschaftsforscher selbst wären zu dem gewünschten Ergebnis gekommen:

Eine aktuelle Untersuchung des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle befasst sich mit dem Thema „Zeitarbeit in Deutschland und Europa“. In den Jahren 1998 bis 2007 sei die Branche um 200 Prozent gewachsen. Die Autoren führen dieses rasante Wachstum vor allem auf die Flexibilität der Leiharbeit zurück, die einen großen Vorteil für die Unternehmen darstellt. Zwar seien noch immer vorwiegend Männer in dieser Beschäftigungsform angestellt, doch im genannten Zeitraum ist der Anteil der Frauen um 300 Prozent gestiegen. Grund hierfür sei die Zunahme der Leiharbeit im Dienstleistungssektor, der oftmals von Frauen dominiert wird.

Die Autoren prognostizieren im Dienstleistungssektor eine weitere Zunahme der Leiharbeit, was auch für einen Anstieg der Frauenquote spricht. Auffällig sei zudem, dass im Vergleich zur restlichen Wirtschaft ein weit größerer Teil der Leiharbeitnehmer ihren Lohn mit zusätzlichen Sozialleistungen aufstocken müssen. Ein weiterer Anstieg der Leiharbeit macht einen Mindestlohn daher dringend notwendig. Nicht nur der häufige Arbeitsplatzwechsel, sondern auch die niedrige Entlohnung belastet die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Tatsächlich sind die Autoren des Beitrags in der Zeitschrift „Wirtschaft im Wandel“ von dieser These nicht sehr überzeugt:

Die zukünftige Entwicklung der Zeitarbeit ist nur in einigen Punkten relativ sicher, da sie von vielen Unbekannten abhängt. Naheliegend ist, dass die Branche langsamer wachsen wird, sollte der normale Arbeitsmarkt mehr Flexibilität aufweisen. Wird sich an den Regelungen auf dem klassischen Arbeitsmarkt jedoch nichts ändern, so kann von einer weiteren Ausdehnung der Zeitarbeitsbranche ausgegangen werden. Anpassungen an den normalen Arbeitsmarkt, wie z. B. durch Mindestlöhne, würden die Arbeitsbedingungen der Zeitarbeiter verbessern, jedoch auch ihre Chance, ein Arbeitsverhältnis aufnehmen zu können, reduzieren.

Wenn Uroma das noch erleben könnte…

Man nehme einen alten Versandhauskatalog von 1950, den durchschnittlichen Stundenlohn eines Industriearbeiters aus dieser Zeit und berechne daraus die nötige Arbeitszeit, um sich einige wichtige Güter daraus leisten zu können. Das ganze vergleiche man mit der heutigen Situation. Das Ergebnis: Der heutige Arbeiter muss für die meisten Konsumgüter nur noch einen Bruchteil der damaligen Zeit arbeiten und bekommt dafür in aller Regel noch eine bessere Qualität geliefert.

(Keynesians) keep digging: we may find oil, eventually…

Michele Boldrin, Wirtschaftsprofessor an der Washington University in St. Louis (USA), macht keinen Hehl daraus, dass er nicht viel von der vorherrschenden Rhetorik wirtschaftsstimulierender Konjunkturprogramme keynesianischer Art hält:

Supporters of the plans are a minority among academic economists outside the administration: both plans contradict four decades of research and are designed to please special interest groups. But then, monetary policy and banking regulation have also shared these defects for the last two decades, so I am not surprised to see the bailout approved and hailed as the solution to our problems.

Er setzt auf Steuersenkungen,…

Tax cuts targeted on lower income workers will enable them to „save“ by paying off credit card debt and meeting mortgage terms. That will help relieve stress in the financial sector and housing markets. The one thing that ’stimulus supporters‘ do not understand is that a massive labor-reallocation process is taking place in the economy and that it is the consumption (demand for consumption) of those losing their jobs and searching for a new one that needs to be sustained („smoothed-out“). You do not sustain the consumption demand (or the credit card’s bill payments) of recently fired Circuit City employees by spending hundreds of millions of dollars in making rural Nebraska wireless! You sustain the consumption demand of those Circuit City former workers by giving them a tax break on their previous salary and on the new one, plus effective unemployment benefits in the meanwhile. So, if supporting demand is really what one needs (not obvious) the pseudo green projects are good for nothing. Cuts in tax rates of the working people are.

… hält dagegen von fiskalpolitischer Nachfragestimulierung herzlich wenig:

Question, where will they come from? They must come from someone’s savings, right? Whose savings? The Chinese’s? China is contracting as rapidly as the USA, or more: I doubt we will see a surge in their purchases of US T-bills. So, from where? From where will it come? It must come from the private sector in the USA and the EU countries, right? Good, so it amounts to crowding out saving that would, otherwise, have flown to investments in the private sector, or to consumption. It is a matter of budget constraints, nothing else. So we are changing the composition of aggregate demand, scarcely its level. Obviously, we may claim we KNOW that the new composition is better, more productive, more growth inducing than the one that would have realized without the expenditure portion of the stimulus. Do we have any proof that this is the case? Not that I know. Anything we know suggests the opposite. Hence, even assuming that the additional public expenditure generates demand for productive capacity that would otherwise remain unused or idle, it does so by reducing demand for other productive capacity that will become idle. Where, in this process, the „multiplier“ appears, beats me.

Aus gegebenem Anlass

Die Finanzkrise hat die globale Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen und wirft einen dunklen Schatten auf das Wirtschaftsjahr 2009. Grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge stehen erneut zur Disposition; vorbei sind aber auch die Zeiten des Vertrauens auf die Konjunkturförderung expansiver Geldpolitik und fiskalischer Stimulierung der Volkswirtschaft durch wirtschaftliche Aktivitäten des Staates. Einmal mehr wird klar, dass vor der Therapie die Diagnose der finanzwirtschaftlichen Misere steht.

Susanne Maria Schmidt und Olaf Steglich, beide Finanzexperten mit beruflichem Hintergrund in privaten Kreditinstituten, wagen sich in der Broschüre „Aus gegebenem Anlass oder warum Ordnungspolitik das einzige Heilmittel für die Fianzmärkte ist“ an diese Diagnose. Für sie liegt der Beginn der Krise in einer Wirtschaftswunderwelt, in der eine expansive Geldpolitik, eine nahezu manisch, auf Wohneigentum fixierte Sparförderung der amerikanischen Regierung und ein eklatantes Versagen der Finanzaufsichtsbehörden, den Nährboden für das von vielen als Gier beschriebene extrem risikofreudige Handeln von Finanzinvestoren legte. Statt sich auf fundamentale Wirkungs- und Bewertungszusammenhänge von Vermögenswerten zu besinnen, wiegten sich die Marktakteure angesichts extrem günstiger Kredite und vermeintlich sicherer Anlageprodukte in einer trügerischen Sicherheit.

Die Autoren legen dar, dass dieser Misere nicht mit einer Verschärfung der Regulierungssysteme beizukommen ist, die bereits in der Vergangenheit versagten. Vielmehr geht es darum die Identifikation und Steuerung von Risiken im Wirtschaftssystem durch klare Prinzipien der Risikobewertung zu unterstützen und Regulierungen zu vermeiden, die eine Sozialisierung der Finanzmarktrisiken befördern. Statt mit für die gegenwärtige Situation völlig untauglichen Rezepten verstaubter keynesianischer Wirtschaftskochbücher kurzsichtige Konjunkturpolitik zu betreiben, sollte der Staat sich auf seine ordnungspolitische Rolle als Garant marktwirtschaftlicher Grundprinzipien konzentrieren. Eine Abkehr von förderpolitisch motivierter Bankenregulierung, eine auf Preisniveaustabilität fokussierte Geldpolitik und eine kritische Überprüfung des Systems der Universalbanken in Deutschland werden der aktuellen Problemlage eher gerecht.

Sie können sie hier auf der Webseite der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit als PDF herunterladen oder kostenlos in der gedruckten Version bestellen.

Libertärer Stimulus

Jeffrey A. Mirons (Harvard University) erste Regel: Richte keinen Schaden an! Dem folgen weitere Empfehlungen:

  • Weg mit den Steuern auf Kapitalerträge! Unternehmen können nicht besteuert werden, es trifft immer Menschen. Mehr Transparenz, weniger Kosten der Steueradministration und keine Verzerrungen durch Privilegien für einzelne Unternehmen.
  • Einkommenssteuersätze runter, Umweltsteuern rauf! Arbeit entlasten, Umweltverschmutzung belasten Weg mit den teuren und nutzlose Ökosubventionen.
  • Verschwenderische Staatsausgaben wie sektorale Subventionen abschaffen! Das vermeidet Wettbewerbsverzerrungen, Ressourcenverschwendung und eine weitere Staatsverschuldung.
  • Raus aus Irak und Afghanistan! Da Obama dem Irak den Rücken kehren will, gibt es auch keinen Grund in Afghanistan zu bleiben.
  • Die Macht der Gewerkschaften nicht unterstützen! Nicht marktgerechte Löhne verhindern die Anpassungsfähigkeit des Arbeitsmarktes an die Veränderungen der Wirtschaftsstruktur und verstärken die Krise.
  • Das Bekenntnis zum Freihandel stärken, statt einen Rückfall in den Merkantilismus zu riskieren! Das letzte was die globale Wirtschaft jetzt braucht ist eine Neuauflage längst vergessener Handelsschranken.
  • Schluss mit den Rettungsaktionen für Firmen die mit den Risiken des Marktes zu sorglos umgegangen sind! Kein Manager lernt aus seinen Fehlern, wenn man ihm die finanzielle Verantwortung dafür abnimmt.

Weniger ist mehr, so sieht libertäres Krisenmanagement aus. Konzentration auf Maßnahmen deren Wirksamkeit belegt ist statt teure Experimente, deren Nutzen bestenfalls für diejenigen erwiesen ist, die am lautesten danach schreien.

Neues Klima, neue Krankheiten…und alte Hüte

Immer wieder wird die Ausbreitung tropischer Krankheiten in den gemäßigten Zonen der Erde auf den Klimawandel zurückgeführt.  Erst in den letzten Tagen gingen wieder Nachrichten über die Rückkehr des Chikungunyana-Fiebers in Norditalien durch die Presse:

Im Sommer 2007 erkrankten den Angaben zufolge in Norditalien rund 200 Menschen am Chikungunya-Fieber, einer Krankheit, die zuvor nur bei Reisenden aus den Tropen nachgewiesen wurde. „Auch das West-Nil-Fieber hat mit Hilfe von Zugvögeln aus Afrika seinen Weg zu uns nach Europa gefunden“, erklärte der Göttinger Mikrobiologe Uwe Groß. Es sei nur „eine Frage der Zeit, bis in Deutschland die ersten Fälle dieser Erkrankung nachgewiesen werden“. Der Überträger des Chikungunya-Fiebers und auch des Dengue-Fiebers sei die Tigermücke. Eier dieser Mücke sind im Jahr 2007 auch erstmals in Deutschland nachgewiesen worden. 

Doch was ist Wahrheit und was ist Fiktion hinter diesen Geschichten. Der Spezialist für tropenkrankheiten Paul Reiter hatte erst kürzlich in der vom IUF mit herausgegebenen Veröffentlichung „Civil Socienty Report on Climate Change“ zur Rückkehr tropischer Krankheiten nach Europa stellung genommen. Auch der in der Pressemitteilung angesprochene Fall wurde hierbei diskutiert:

As already mentioned, modern transportation has enabled Ae. albopictus [Anm. d. A.: die besagte Tigermücke] to extend its range worldwide. It is already established in Belgium and Holland, and there is no reason to suppose it will not move northwards in Europe, perhaps into Scandinavia. Nor is there reason to believe that outbreaks of chikungunya could not occur at these latitudes, for the conditions suitable for transmission are the same as those for malaria.

Indeed, a small outbreak occurred in the autumn of 2007 in northern Italy, in the delta region of the river Po. The area was once notoriously malarious, but the disease disappeared when the marshes were drained at the beginning of the 20th Century. The outbreak, which began in two small villages, was traced to a traveler from India. The Ae. albopictus infestation had been traced to used tyres imported from Atlanta, Georgia, and the infestation in the United States traced to shipments of used tyres from Japan.

Thus, human activities had altered the local ecology and eliminated malaria. They also provided a new environment (human settlement) suitable for the establishment of an exotic species of mosquito that had been carried across the Pacific Ocean and subsequently the Atlantic Ocean by modern transportation. This was followed by an exotic virus that arrived in a passenger who was infected on yet another continent and was transported by a new and effective vector, the jet aircraft.

The significance of this series of events was lost in a declaration by the World Health Organization that “although it is not possible to say whether the outbreak was caused by climate change…conditions in Italy are now suitable for the Tiger mosquito” and in a short article by one of the most prolific climate change activists (Epstein 2007).

Mit modernen Transporttechnologien, Tourismus und Veränderungen der Ökosysteme lassen die Entwicklungsphänomene übertragbarer Krankheiten ausreichend erklären, ohne hierfür den Klimawandel bemühen zu müssen. Doch damit lässt sich die Agenda von der Unverzichtbarkeit drastischer Klimaschutzmaßnahmen nicht untermauern. Dann doch lieber die halbe Wahrheit unter die Leute bringen.

Kleines Lesebuch über die Verfassung der Freiheit

Eine Verfassung der Freiheit wird von der herrschenden Klasse in Deutschland wie in Europa nicht angestrebt. Vielmehr arbeiten organisierte Interessen auf das Gegenteil hin – eine umfassende Regelung des Daseins der Bürger in fast allen Lebensbereichen.

Dr. Michael von Prollius stellt das von ihm zusammengestellte und kommentierte „Kleines Lesebuch über die Verfassung der Freiheit“ vor, in dem herausragende Liberale, wie Solon v. Athen, Humboldt, Kant, Hayek und de Jasay u.v.m. sich mit dieser Thematik auseinander setzen. Die Bemühungen um eine Verfassung der Freiheit reichen bis in die klassische Antike zurück; sie sind ein integraler Bestandteil der Geschichte Europas. Die Beschäftigung mit den Ideen dieser großen Denker ist ein Bildungserlebnis und besitzt große aktuelle Bedeutung.

Die Veranstaltung findet am 12. Februar ab 18:30 Uhr in den Räumen des Instituts für Unternehmerische Freiheit, Stubenrauchstraße 10, 12161 Berlin statt.

Zur Anmeldung und zum Programm der Veranstaltung gelangen sie hier.

Was ist rechts – was ist links?

Längere Zeit herrschte die Auffassung vor, nach dem Zusammenbruch der DDR sei der Sozialismus Vergangenheit und das Rechts-Links-Schema zur Einteilung von Politik habe keine Bedeutung mehr. Daß das so nicht stimmt, wissen wir nicht erst seit dem Erstarken der Partei der Linken. Vielen Wählern erscheinen deren Forderungen und Sichtweisen auf die Gesellschaft berechtig. Sie fürchten sich vor scheinbar unregulierbarem Kapitalismus und möglichen Folgen für ihr berufliches und privates Leben.

Was jedoch ist linke, was ist rechte Politik? Eine gemeinsame Tagung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, des Bundes Freiheit der Wissenschaft und des Instituts für unternehmerische Freiheit will anhand einzelner Politikbereiche, wie Wissenschafts, Schul-, oder Familien- und Sozialpolitik aufzeigen, worin die fundamentalen Unterschiede liegen, die Politiker den Bürger als freies Individuum oder als unmündiges, vor seinen eigenen Entscheidungen zu schützendes Wesen betrachten lassen.

Nähere Informationen und das Programm der vom 13. bis 15. Februar in der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach stattfindenden Tagung finden Sie hier.

Die Anmeldung erfolgt direkt über die Friedrich-Naumann-Stiftung

Tagungsbüro: Marion VIERKÖTTER

Tel.: 02261. 3002 – 111

Fax: 02261. 3002 – 135

E-Mail: marion.vierkoetter@freiheit.org

Teilnehmerbeitrag: Euro 95 (ermäßigt 55)

Einspruch!

Sind wir alle Keynesianer, wie es uns die Lektüre der Wirtschaftspresse suggeriert? Wird die proaktive Konjunkturpolitik von allen Ökonomen geteilt? Mitnichten, wie ein offener Brief von Ökonomen an den amerikanischen Präsidenten zeigt.

Neues von den Libertären

Die Libertäre Plattform der FDP hat ein Positionspapier zur Schulbildung veröffentlicht. In den USA geht soeben das libertäres E-Journal „Libertarian Papers“ ins Netz.